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Debatte de luxe-Workshop Das Recht auf Stadt und die migrantischen Communities in Hamburg

Aus Recht auf Stadt, Plattform fuer stadtpolitisch Aktive

Kommentar zum Positionspapier

Vielen Dank für Euer Papier - das Meiste davon kann ich unterschreiben. An zwei Punkten will ich kommentieren – auch um eine Weiterführung der Debatte anzuregen.

1.Das "wir" und "ihr", das im Ankündigungstext steht und auch Grundlage für die Debatte war, sollte und wollte keine Trennung "weiß/nichtweiß" und "migrantisch/deutsch" formulieren. Es bezieht sich auf die Mitwirkung im RaS-Netzwerk. Warum sind die nicht überrepräsentiert, die von ihrer Klassenlage her den Mietsteigerungen, Gentrifizierungs- und Privatisierungsprozessen extrem ausgeliefert sind, in einem Netzwerk, das sich mit der Boden- und der Mietenfrage beschäftigt und die Segregationthematisiert? Diese Frage stellt sich immer wieder und in vielfältiger Form in den konkreten Situationen - sei es bei dem Versuch, Mieter_innen der Saga oder der Gagfah-Großsiedlungen zu mobilisieren, sei es durch Aktionen gegen Verdrängungsprozesse in St. Georg oder auf St. Pauli, sei es im Widerstand gegen Ikea in Altona. Die Diskussion um die migrantischen Communities und das Recht auf Stadt war der Versuch, einmal an der Linie „migrantisch/deutsch“ eine Debatte darüber anzuzetteln. Dass „hier ja wieder bloß mehrheitlich privilegierte, akademische Deutsche“ oder nach neuer Sprachregelung „Weiße“ herumsitzen, ist in der Linken in Deutschland traditionellerweise immer ein beliebtes Mittel, sich in Position zu bringen. Es führt allerdings nicht weiter, sondern wiederholt im Falle unsere Themas bloß die Ausgangsdiagnose in zugespitzter Weise. Besser ist es, da weiterzumachen, wo ihr in eurem Papier von „impliziten, strukturellen Hürden“ sprecht, „die subtiler wirken und nicht durch ein offenes Willkommen verschwinden.“ Das wäre ein Thema für den nächsten Workshop.

2.Ihr fragt: „Wieso drehe mensch die Frage nicht mal um, warum ist der Recht-auf-Stadt-Aktivismus nicht nah bei den vielen Kämpfen der migrantischen Bevölkerung, die es bereits gibt?“ Mein Versuch einer Antwort: a) Da, wo sie eine Sichtbarkeit erlangen und sich als politisch formulieren, gab und gibt es von RaS-Initiativen immer wieder Support, Solidarität oder gemeinsame Aktionen – im Falle Hansaplatz/St.Georg, Gagfah-Mieter_innenprotest, Hungerstreik von Müslin Sahin in der Großen Bergstraße etcetera. b) Der von euch vorgeschlagene Perspektivwechsel in Ehren – aber ehrlicherweise müssen wir auch konstatieren, dass die Gentrifizierung in sehr vielen Fällen nicht auf wahrnehmbare Proteste trifft. Polemisch gefragt: Mit welcher Lupe soll ich die von euch beschworenen Kämpfe suchen? Und was hindert sie daran, sich als Recht auf Stadt zu formulieren?

Viele Grüße, Christoph