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Kongress 2011/Urban Gardening—as a manifold force of the right to the city

Aus Recht auf Stadt, Plattform fuer stadtpolitisch Aktive

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Protokoll zu Urban Gardening—as a manifold force of the right to the city

In den letzten dreißig Jahren haben in vielen Städten überall auf der Welt agrikulturelle Gemeinschaftsgärten im urbanen Raum rasant zugenommen. Immer mehr Menschen nutzen diese Gartenprojekte, um den Stadtraum in Form einer unplanmäßigen Stadtentwicklung “von unten” sozial gerechter und ökologisch nachhaltiger zu gestalten. Bei diesem Workshop treffen sich lokale und internationale Gartenaktivisten_innen. Der Workshop untersucht Urban/Guerillia Gardening auf sein emanzipatorisches Potenzial und die Möglichkeiten, über Interventionen ein Recht auf Stadt zu praktizieren.

3 Vorträge geben einen Input zu dem Thema. Im Anschluss wird ein eine allgemeinere Diskussion übergeleitet

1 - GASTROPOLIS: Recht auf Städte aus Gemüsegärten Harald Lemke Der Vortrag gibt einen kurzen Überblick über die Entstehungsgeschichte des urban gardening seit Mitte der 1970er. Das Thema gewann im Nachklang der '68er Bewegung mit einigen ersten Projekten an Bedeutung: - Community Garden, New york: sind heute immer noch aktiv. - City Farm, Chicago - Josph Beuys 1977: Kartoffeln im Vorgarten des Galeristen, Ernte zur Dokumenta: Gardening als Teil des erweiterten Kunstbegriffs, systematischer Zugang zum Essen, Seitdem wächst die Bewegung urban gardening überall in der Welt. Aus der subkulturellen Praxis wurde politische Praxis, die den Vorgarten der Macht erreicht (Michelle Obama) erreicht hat, und dort mehr als Symbolpolitik ist: Selbstanbau/Begründung von Stadt Erfolgsrezept von urban gardening als urbane Praxisgründet auf: - Bündelt gesellschaftliche Problem-/Fragestellungen - Gesellschaftliche Kämpfe ums ESSEN: Herstellung von Nahrungsmitteln, Subsistenzwirtschaft vs. fast Food regime - Gesellschaftliche Kämpfe um STADT: urbanes Land kultivieren - Gesellschaftliche Kämpfe um POLITIK: Stadt(an)bau von unten - Kritische Masse einer weltweiten REVOLUTION: Plattform für neue politische Bewegung (Bauernbewegung, Globalisierungskritik, Gastrosophen); Ok, die letzte Dimension ist vielleicht etwas hoch gegriffen. 4 Beispiele: - Kuba (seit 1991-'94): Strategischer Ansatz der Nahrungsmittelproduktion, urban gardening in Havanna (Selbstversorgung, kleine Flächen für Bewohner_innen-Kollektive); 1.000ende Gärten, Läden für Gartenmaterial, Ausstattung ... Volksgärten, Hochbeete, enorme Ertragssteigerungen, Goldman Environmental Prize, - Belo Horizonte (Brasilien): Eine Stadt ohne Hunger. 1993 Definierte der Staat das Recht auf Nahrung > politische Fördermassnahmen. - Sackgärten in Nairobi: Hungerproblematik, Verstädterung, franz. NGO gründen Nachbarschaftsgärten (Nahrungsmittelproduktion, ergänzende Einkommenquelle), Problem Kontamination (Wasser, Boden), Säcke sehr produktiv, hohe erträge, - Gärten in Hamburg: Interkultureller Garten: Büger_inneninititive, Keimzelle St. Pauli (2011): Stadtpolitische Programmatik, Zwischen-Dauernutzung

2 – EAT THE CITY: dismanteling civilisation Brad Blum/Brett Boom

Der Referent gibt einen Überblick über urban gardening Initiativen in den USA und ausgehend vom guerilla gardening Toronto/Canada. Zentrales Thema ist, zu prüfen, inwiefern konkrete Projekte eine Transformation und Rekonfiguration urbaner Räume ermöglichen. Es geht um unterschiedliche Zielsetzungen für die Projekte: - Beitrag leisten gerechtere Städte, - Bevölkerung zu empowern, - Lokale Produktion anstelle kommerzieller Produktion: "Den Reichen die Möglichkeit nehmen, Mehrwert von den Armen zu nehmen" Derrick Jensen, - Andere Nutzung / Gestaltung des öffentlichen Raums. Anschliessend werden verschiedene Beispiele vorgestellt: - reclaim the streets, London: Grosse Bewegung/Aktionen, Presslufthammer unter Zelt, Aufbrechen des Asphalts, - Adam purple garden, New York: Gartenbau einer Brache mit Kompost aus der Nachbarschaft, - Mumbai: Gartenbau entlang der Schienenstränge, in einer ultra ausgenutzen, informalisierten Siedlungsstruktur, - San Franscico: Crossroads Community, 1970-80s: Gartenbau im Hghway-system, gemeinsames Gärtnern mit kulturellen Veranstaltungen (Childrens area mit Tieren usw.), - Agnes Denes; Wheat field: Geschickt fotografierte Weizenfelder in zentralen Bereichen von New York, Genehmigung für temporäre Skulptur, heute sind die Flächen bebaut. Frage, wie das Projekt benannt wird: Urban Farm, Skulptur ... - Robert Smithson (unrealisiert), Schwimmender Wald, - Sallen Fruit: Karten mit Obstbäumen in der Stadt: Recht auf frisches Obst, wurde übernommen in anderen Ländern. - Chicago, HAHA, Künstler_innengruppe aus der Queerszene, AIDS-Kontext: Gartenbau unter geschützer Athmosphäre um sich vor Infektionen zu Schützen (hydrokulturen). - Seattle; Public gardening, Beteiligung von Künstler_innen, Oberflächenwasser der umliegenden gebäude, P-Patches, - Regenrinnen-Projekte: Projekte, die aufzeigen, wie sich Wasser durch die Städte bewegt, und die den Abfluss verlangsamen, - Soil kitchen: Bodentest zur Förderung von urbaner Landwirtschaft. Book: ”Belltown Paradise/Making their own plans”

3 – INTERKULTURELLER GARTEN WILHELMSBURG Es werden unterschiedliche Geschichten des Gartens erzählt: - kommt es von den internationalen Gärten Göttingen? - kommt es von der internationalen Gartenbauausstellung? >>Bild google 2007, Gert Schwämmle Weg<< Da das Gelände verseucht war/ist wurde in 2 Schritten vorgegangen 1 - Big Bags mit Erde/Sand auf wildem Gelände, 2 - Stadt hat Teil der Erde ausgetauscht (pol. Kontext: von Stadt gewollt aber kein Vertrag) Organisation: Eigeninitiative: „‘Wir‘ ist eine zufällig zusammengelaufene Menge, die sich dann als Verein konstituiert hat (30 Personen: 1/3 D, 1/3 Türk/kurd., Einzelpersonen)“. Die Akteure sind wechselnd, Beitrag 20 €/Jahr, "verabredete Gartensprach ist Deutsch", monatliche Koordinationstreffen, Kooperation mit anderen Gruppen, Gartenbauklassen (Wege, Hochbeete ...). Nachdem Anfangs bezahlte Akteure Hierarchien und professionelle Zuständigkeiten geschaffen haben, wird nun der Aufbau basisorganisierte Strukturen nachgeholt und werden gemeinsame Regeln aufgestellt. Mit der Zeit ist ein starker Zusammenhalt in der Gruppe entstanden; unterschiedliche Kontakte bestehen auch unabhängig von Gärten. Vielfältige gemeinsame Aktionen werden durchgeführt (Ausflüge/Führung in Kunsthallen, Sprachen to go ...). Ein Zaun muss sein, sonst sind die Erdbeeren weg: Im Rahmen des Programms Stadtumbau West wurde ein Wegs angelegt und der Zaun zum Garten abgebaut. Die Gärtner_innen haben in Eigeninitiative einen Weidenzaun angelegt. Verschiedene Publikationen: Von Kräutern und Menschen (oder so)

DISKUSSION Einige Aspekte aus der anschliessenden Diskussion: - Wie geht es bei den Internationalen Gärten weiter? Planung IBA: Wohnen am Wasser von der SAGA, die hat aber kein Geld für das Projekt; Anfangs hat IGS mit internationalen Gärten geworben (Internationale Gärten waren das erste Sichtbare) Es gibt keinen Vertrag, wäre das über IBA/IGS erreichbar? Ist das die richtige Strategie? - In verschiedenen Fällen fallen die Gärten später anderen Planungen der Städte zum Opfer. Hintergrund sind andere Verwertungsinteressen, auch wenn die Gärten einen Beitrag zur Aufwertung der Stadt leisten. - Was ist, wenn Subkultur zu Aufwertung beiträgt? - Grösstes Problem der meisten Gardening-Projekte ist die Kontamination der Böden (des Wassers, der Luft). Bodenprüfung erlauben, die Verschmutzungen abzuschätzen. - Welche Verbindung bestehen zwischen "Recht auf Stadt" und urbanem Gärtnern? - Sehr unterschiedlich, je nach Projekt, z.b. Kommunikation in der Nachbarschaft, den Aspekt, dass man im öffentlichen Raum Prozesse der Aneignung erschafft, und physisch etwas erschafft, jenseits von top-down Prozessen aus den Behörden. Gardening kann Teil einer politischen Praxis werden. - Recht auf Stadt = Recht auf Grünraum? Urban gardening als kollektives Gegenmodell zum Kleingärtnern und metropolitanes Element der Plattformbildung - Freiflächen in Hamburg werden auf Minimalkosten gepflegt (60ct/qm) – leistet da das Gardening einfach einen Ausgleich für städtische Kürzungen? - Inwieweit führt urban gardening zu Ermächtigung statt zu Vereinnahmung? Bottom-up gardening sollte zentrale Forderung eines Rechts auf Stadt sein. - Es werden Projekte auch gegeneinander ausgespielt. Paris: Verordnung, dass XX% für Grünräume genutzt werden sollen. Diese werden Subventioniert. Dadurch fehlt Geld für andere (kulturelle) Projekte. - Wie können Projekte institutionell gesichert werden? Karoviertel: Verbindlichkeit mit der Stadt: gegenseitige Vereinbarung, die jederzeit kündbar ist. Vor der Hafenstrasse, einfach benutzt, jetzt besteht eine Vereinbarung mit der Hafenstrasse - Initiative Altona: Anfrage beim Bezirksamt öffentliche Grünflächen gestalten zu dürfen> Genehmigung alle Grünflächen in Blumen-/Wildwiesen umzunutzen. Es braucht neuen Begriff für Natur und Ästhetik ... www.gruenanteil.wordpress.com könnte Grünstandsmelder für die Städte werden (äquivalent zum leerstandsmelder.

Ankündigung: interessante ähnliche Ansätze verfolgt das atelier d’architecture autogerée AAA Paris, siehe Workshop Samstag 11.00 Druckerei Gängeviertel