Überseestadt
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Info
Vor sieben Jahren wurde der Bremer Großmarkt auf ein zugeschüttetes Hafenbecken verlegt, um am Flughafen Platz zu machen für das neue Prestigeprojekt "Airport City". Das Hafengebiet galt damals auch als entwicklungsbedürftig, aber niemand wusste so recht, wie. Seitdem hat sich einiges getan: Die Airport City ist fast völlig aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Dafür ist die Überseestadt, wie das Gebiet im Hafen jetzt heißt, das aktuelle Vorzeigethema der Stadtentwicklung.
Ausgehend von der Ansiedlung der Kunsthochschule 2003, ist es hier gelungen, ein Lockangebot für Kreativprojekte aller Art zu etablieren. Wohnanlagen sollen folgen - die Überseestadt wird projektiert als neues, modernes, urbanes Stadtmodell. Gentrifizierung ist hier nicht ein Nebeneffekt der Ansiedlung von Kreativen, sie ist Gestaltungskonzept und -motor.
Anders als vergleichbare Projekte in Berlin oder Hamburg scheint die Überseestadt bei der Bremer Bevölkerung und der Kulturszene gut anzukommen. Das Bild vom "Wunderkind der Stadtplanung" (Weser Kurier) legt sich als Imageblase um den Stadtteil und lässt Kritik, wenn überhaupt, nur sehr verhalten in Erscheinung treten. Selbst der Weser Tower, ein protzig-gläsernes Hochhaus mit "maritimem Element" (noch mehr Glas) am Zugang zur Überseestadt scheint niemanden aufzuregen, während 2001 bereits die Aufstockung eines innenstadtnahen Hochhauses an breiten Protesten scheiterte.[1]
Veranstaltung
Am 26.9.2010 wurde als Teil der Veranstaltungsreihe "Unternehmen Stadt übernehmen"[2] und organisiert von city.crime.control die Inszenierungen städtebaulicher Hyperaktivität bei einem öffentlichen Spaziergang in der Überseestadt erkundet. In einem Gesprächsrunde am Abend werden allgemeine Bedingungen und Auswirkungen städtischer Umstrukturierungen, speziell ehemaliger Hafen- und Flußquartiere, städteübergreifend diskutiert. Beide Veranstaltungen unter dem Titel Haben hafen standen dabei unter folgender Fragestellung:
- Aber ist das alles wirklich so rund? Wie sieht die Realität hinter dem fröhlich-urbanen Image aus? Was ist mit den Stadtteilen, die durch die Überseestadt-Projektionen aus dem Blickfeld geraten sind? Das sind Fragen, denen city.crime.control nachgehen will. Den Imageblasen sollen eigene Bilder und Wahrnehmungen entgegengesetzt werden, sowohl medial als auch vor Ort. [1]
Auf der Website citydataexplosion ist ein Audiomitschnitt von der Abendveranstaltung veröffentlicht.[3]
Christian Vähling von der Gruppe city.crime.control hat ihre Kritik an städtischen Entwicklungsprojekten am Beispiel der Bremer Überseestadt und der Hamburger Hafencity in einem Text zusammengefasst: "Wohnen, Gewerbe, Gemüse"[4]
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Veranstaltungsankündigung "Haben hafen", http://www.citydataexplosion.de/wiki/CityCrimeControl
- ↑ Unternehmen Stadt übernehmen, Website http://www.buko.info/buko-projekte/as-stadt-raum/stadt-uebernehmen/
- ↑ Audio-Mitschnitt Haben hafen vom 26.9.2009, http://www.citydataexplosion.de/2009/10/30/audio-mitschnitt-haben-hafen-vom-26-09-09/
- ↑ Christian Vähling, city.crime.control: Wohnen, Gewerbe, Gemüse. zett, Dezember 2009, dokumentiert unter http://www.citydataexplosion.de/2009/11/23/wohnen-gewerbe-gemuse/