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Schröderstift: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 22. Juli 2010, 10:52 Uhr

Schroederstift.jpg

Das 1851/52 gebaute Schröderstift gilt als einmalige Dreiflügel-Anlage; erbaut von dem jüdischen Architekten A. Rosengarten für den Hamburger Kaufmann Johann Heinrich Schröder, der 'unverschuldet in Noth gerathenen Damen' eine Unterkunft bot.

Teilabriss bis 1970; Neubau des Geomatikums.

In den Jahren von 1971 bis 1979 vermietete das Studentenwerk über zeitlich befristete "Nutzungsverträge" die Wohneinheiten an Studenten. 1980 war die städtische Verwaltungsgesellschaft (SAGA) aus finanziellen Erwägungen nicht mehr bereit, die Gebäude weiterhin zu erhalten, und erneuerte somit nicht mehr ihren Vertrag mit dem Studentenwerk. Dies führte dazu, daß die Bewohner des Schröderstiftes im Herbst keine neuen Verträge bekamen und Anfang November aus der Tagespresse erfahren mußten, daß ein Abriß der Gebäude beabsichtigt sei.

Die Mehrzahl der Mieter war entschlossen, den Wohnraum nicht preis zu geben. Sie überwiesen ihre Mieten auf ein Sperrkonto, bildeten eine Gruppe für Öffentlichkeitsarbeit, organisierten Infostände und waren auf den entscheidenden Versammlungen (Kerngebietsausschuss, Bezirksversammlung, Bauauschuss) präsent. Einem SAGA Gutachten, das die Häuser für unbewohnbar und eine Instandsetzung für technisch nicht durchführbar erklärte, wurde mit diesen Geldern ein Gegengutachten gegenübergestellt. Außerdem begannen die Bewohner in Eigeninitiative Schäden an den Gebäuden zu beheben.

Es wurden eine Menge Kontakte zu Politikern und anderen entscheidenden Institutionen und auch zur Presse geknüpft, auch gab es Demonstrationen und Unterschriftenaktionen. Am 24.2.1981 sollte der Senat der Hansestadt endgültig über das Schröderstift entscheiden. Am 8.2.1981 gründeten wir den Verein Mieterselbstverwaltung Schröderstift e.V., der sich der Stadt als neuer Mieter anbot. Der Senat entschied zunächst die Angelegenheit an den Bezirk zurückzugeben und stellte DM500.000,- bereit, um die gröbsten Mängel an den Gebäuden zu beheben. In diesem Jahr wurden bereits viele Reparaturen in Eigenleistung durchgeführt, die Selbstverwaltung begann zu funktionieren. Im Mai fand ein großes Fest auf unserer Wiese statt und wir beauftragten als Architekten das "Planerkollektiv" mit der Erstellung der notwendigen Instandsetzungspläne unter Einbeziehung der Mitarbeit der Bewohner.

Dies alles und eine Vielzahl hier nicht aufgeführter Kontakte und Aktivitäten führte schließlich dazu, daß auch der Bezirk die Forderungen der Mieterselbstverwaltung unterstützte (DM 869.000,- für die Instandsetzung, Selbstverwaltung und einen 5-Jahresplan). Daraufhin entschied sich der Senat am 13.10.1981 dafür, dem "Modell" Mieterselbstverwaltung die Gebäude zunächst zu überlassen.

Diese Überlassung wurde per Leihvertrag bis in das Jahr 2016 geregelt. Für das Schröderstiftgelände gibt es einen gültigen Bebauungsplan, der ein 15-stöckiges Hochhaus vorsieht. Im Zuge der Uni-Erweiterung soll nun siebenstöckig Uni-Gebäude im Blockrandverfahren bis auf 10 Meter das Stift herangebaut werden (nach Abriss des Geomatikums). Zudem gibt es Äußerungen – wie zB vom Baudezernenten – der das Schröderstift einer universitären Nutzung zuführen möchte.

Dann müssen die Anwohner, die das Schröderstift einst für die Hansestadt als Baudenkmal erhielten, ihr Zuhause verlassen.